Grünten aktuell (Herbst/Winter 2022)

Wegebau zur Alpe Gund / Grüntenhaus

Persönliche Meinung zu den geplanten und umstrittenen Maßnahmen am Grünten (Südseite)

 

Wegebau zur Alpe Gund / Grüntenhaus

Auch wenn die Gemeinde Burgberg den Wegebau zur Alpe Gund / Grüntenhaus mit knapper Mehrheit befürwortet, kann ich mir nicht vorstellen, dass das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und das Wasserwirtschaftsamt (beide in Kempten) dem Vorhaben zustimmen.

Eine entsprechende Befreiung oder Erlaubnis bzw. eine Genehmigung seitens des Oberallgäuer Landratsamts halte ich eher für unwahrscheinlich.

 

Tourismus: Neuer Weg zum ältesten Berghotel

Das Grüntenhaus war eine touristische Attraktion im Allgäu. Um es erhalten zu können, fordern die Eigentümer einen von Naturschützern abgelehnten Ausbau des Wanderwegs.

Quelle (26. Oktober 2022):

https://www.sueddeutsche.de/bayern/gruenten-gruentenhaus-hirnbein-allgaeu-hotel-1.5682186

 

Burgberg: Der Weg zum Grüntenhaus soll breiter werden

„Ohne Weg bekommen wir keinen qualifizierten Pächter“: Weg zum Grüntenhaus soll breiter werden

Der Gemeinderat Burgberg ringt um einen Beschluss zum Weg zum Grüntenhaus. Letztendlich spricht sich eine knappe Mehrheit für einen Ausbau aus.

9:7 lautete das Abstimmungsergebnis. Viele Gemeinderäte waren offensichtlich hin- und hergerissen. Dass das Grüntenhaus erhalten werden müsse, war einhellige Meinung. Und auch die Alpwirtschaft solle dort weiter bestehen. Aber ob ein ausgebauter Weg zum Grüntenhaus die einzige Möglichkeit wäre, das tatsächlich zu tun, bezweifelten doch viele.

Quelle (13. Oktober 2022):

https://www.allgaeuer-zeitung.de/allgaeu/immenstadt/burgberg-der-weg-zum-gruentenhaus-soll-breiter-werden_arid-481543

 

Persönliche Anmerkungen

Aus der Sicht des Burgberger Bürgermeisters und des Burgberger Gemeinderats (hier: Sitzung am 10. Oktober 2022) eine schwierige Entscheidung.

Ich stimme Herrn Stephan Müller, Mitglied (CSU) im Burgberger Gemeinderat, zu:

Er sagte, alle Baumaterialien könnten solch einen Weg nicht hochtransportiert werden. „Ich bin selber Handwerker. Solch einen Weg würde ich mit Hänger und Personal nicht hochfahren.“ Das wäre zu gefährlich. Der Weg sei zu steil. Am Materialfliegen per Hubschrauber gehe bei einer Sanierung kein Weg vorbei.

Der auszubauende Weg hätte eine Länge von ca. 1,9 km.

Die Höhendifferenz (1066 m - 1536 m) beträgt 470 m.

Dies ergibt - rein rechnerisch - eine durchschnittliche Steigung von 24,74 %.

Zum Vergleich:

Weg von der Alpe Kammeregg (1124 m) zur Grüntenhütte (1476 m)

Länge: 2,1 km

Höhendifferenz: 352 m

Steigung: Ø 16,76 %.

Die Wegbreite wird mit 3 m angegeben; der Weg zum Grüntenhaus wäre damit einspurig.

Entlang des dort vorhandenen Wildbaches (Wustbach) dürften Ausweichstellen und breite Kehren kaum möglich sein.

An den gefährlichen Stellen wäre ggf. eine (sehr aufwendige) Randsicherung erforderlich.

Der geplante Weg soll nicht versiegelt werden.

Mit dem gefrästen Grüntenstein als Untergrund (sog. "Schotterweg") dürfte ein erhöhter Unterhalt verbunden sein.

Die schwierige Strecke würde - auch für Berggewohnte - ein weit über dem Durchschnitt herausragendes, fahrerisches Können erfordern.

Durch den Reversierzwang könnte ein höheres Sicherheits- und damit Unfallrisiko entstehen.

Hierzu ein Hinweis:

Denzel-Alpenstraßen-Skala

Wie bereits bei meinen Blogbeiträgen

Grünten aktuell (Frühjahr/Sommer 2022)

ausgeführt, halte ich so massive Eingriffe in Landschaft und Natur für höchst bedenklich.

Hinzu kommt, dass ich den Wustbach („Wüster Bach“) - trotz der Wildbachverbauung (2008-14) - bei Dauer- oder/und Starkregen für unberechenbar halte.

Im Mitteilungsblatt der Gemeinde Burgberg (Freitag, 7. Februar 2020 - Ausgabe 3) war unter

Ein Blick zurück - Schutzwaldmanagement am Burgberger Hörnle im Jahr 2019

folgendes zu lesen:

„Den Ort Burgberg schützt der Wald vor Lawinen, Steinschlag, aber vor allem Hochwasser. Wald und Waldboden speichern große Mengen Wasser, welches sonst ungebremst über den Wustbach ins Tal fließt.“

Einen Berg- und Schutzwald zugunsten eines umstrittenen Wegeausbaus (hier: Grüntenhaus) zu roden halte ich - im Rückblick auf die Starkregenereignisse der vergangenen Jahre rund um den Grünten - ebenfalls für höchst bedenklich.

Der geplante Wegeausbau entlang des Wustbaches könnte die Hochwassersituation in der Gemeinde Burgberg deutlich verschärfen.

Hierzu noch ein weiterer Hinweis:

Über die Hochwasser-Gefährdungsflächen, die durch den Wustbach und den Mangoldsbach verursacht sind, liegen keine aktuellen 2D-hydraulischen Berechnungen vor. Welche Abflussleistung die bestehende Wildbachverbauung an den beiden Bächen hat, ist nicht bekannt.
Die Verbauungen am Burgberger Dorfbach und am Mangoldsbach, ggf. auch diejenigen am Wustbach sind noch den wasserwirtschaftlichen Bedürfnissen anzupassen. Auch im Falle eines Ausbaus gemäß den aktuellen wasserwirtschaftlichen Anforderungen verbleibt jedoch im Bereich all dieser (sowie auch anderer) Wildbäche stets ein Restrisiko. ... Alle Baumaßnahmen im 60-Meter-Bereich von Wildbächen sind gemäß Art. 20 BayWG wasserrechtlich zu behandeln.

Quelle:

Gemeinde Burgberg i. Allgäu - Fortschreibung des Flächennutzungsplanes mit integriertem Landschaftsplan - Textteil mit 166 Seiten, Fassung vom 6. Juli 2017

Deshalb meine Bitte an alle Beteiligte: Schützt den Grünten!

 

Wegebau zur Alpe Gund/Grüntenhaus

Am Montag, 10. Oktober 2022, 19.00 Uhr, findet im

Markthaus Burgberg

Rettenberger Straße 2    
87545 Burgberg

eine öffentliche Sitzung des Gemeinderates, u. a. mit folgender Tagesordnung:

1. Kollmann - Wegebau zur Alpe Gund/Grüntenhaus

statt.

Quelle (29. September 2022):

https://gemeinde-burgberg.de/rathaus-burgberg/gemeinderat-sitzungen/

Datum der Fotoaufnahme: Herbst 1978

Beschluss des bayerischen Landtags - Maßnahmen zum Schutz des Bergwaldes

Maßnahmen zum Schutz des Bergwalds - Ausschusssitzung 04.02.2015

Dieter Fischer (Erster Bürgermeister Burgberg im Allgäu):

Guten Morgen! Ich darf mich kurz vorstellen: Als Bürgermeister bin ich seit fast 25 Jahren dabei.
Ebenso lange engagiere ich mich in der Schutzwaldsanierung und der Bergwaldoffensive, weil mich die Konsequenzen daraus von Anfang an verfolgen.

Unsere Gemeinde liegt am Südwesthang des Grünten, an einem steilen, schotttrigen Hang. Dieser ist, herrührend aus dem früheren Erzbergbau, bewaldet mit einer Fichtenmonokultur. Vom Berg herunter führt ein Wildbach, der Wustbach bzw. "wüste" Bach, durch das Dorf. Wir haben natürlich große Sorge, dass Murenabgänge, Lawinen, aber auch eine Vermurung des Baches unser Dorf bedrohen.
Frühere Schadensereignisse zeigen, dass die Gefahr real ist.
Wir haben 1996 einen Weg in dieses Gebiet gebaut, um überhaupt heranzukommen - mit Seilbahnen - und die Steilhänge weiter bewirtschaften zu können.
Wir haben Diskussionen mit den Forstbehörden und den Jägern geführt. 1996 haben wir mit einem Jagdpächter, der damals bereits etwa 25 Jahre tätig war, einen Vertrag über Höchstgrenzen des Wildbestandes und eine Verringerung der Jagdpacht geschlossen. Auch wenn es damals ziemliche Diskussionen gab, war bei uns schon die Einsicht da: Wir müssen insgesamt etwas tun. - Die Jagdgenossenschaft hat mitgezogen. In dieser haben wir 2013 den Beschluss gefasst, die Einnahmen aus der Jagdpacht nicht auszubezahlen, sondern für die Unterhaltung der Wege, zum Beispiel des Panoramaweges, herzunehmen. Das, was wir aus der Pacht erlösen, wird also wieder investiert, nämlich in den laufenden Unterhalt.
Wir haben 2008 bis 2014 die Wildbachverbauung am Wustbach durch die Flussmeisterstelle Kempten für 500.000 Euro sanieren lassen. Daran sieht man:
Allein eine Sanierung kostet so viel. Wir haben aber deswegen noch keinen absoluten Schutz erreicht.
Absoluten Schutz bildet für uns ein intakter Bergwald.
Wir sind seit Beginn der Bergwaldoffensive dabei, auch als Pilotgebiet. Wir haben weniger Wegebaumaßnahmen als forstlich-strukturelle Maßnahmen.
Ich verweise auch auf den von uns gebildeten Runden Tisch, an dem alle Beteiligten zusammenkommen, um über Probleme zu diskutieren.
Schon 2009, kurz nach Beginn der Bergwaldoffensive, haben wir uns zusammengesetzt - Touristiker, Bergführer, Jagdgenossenschaft, Förster, Vertreter der Gemeinde, alle, die irgendwie an dem Freizeitberg Grünten teilhaben – und versucht, ein Lebensraumkonzept für unsere Gemeinde zu erarbeiten. Dazu gehörte eine Einteilung in Zonen, zum Beispiel: Was ist Schutzwald? Wo sind da Bereiche, die besonders zu bewerten sind? Wir haben auch Ruhezonen für das Wild ausgewiesen. Das ist bis hin zu einem eigenen Jagdkonzept gegangen; dazu wird sicherlich Herr Professor Schröder etwas sagen können. Die Fütterung haben wir verlegt, um das Wild herauszubringen. Wir haben Freizeitnutzungsbereiche ausgewiesen.
Wir beteiligen uns mit dem Naturpark Nagelfluhkette an dem LEADER-Pilotprojekt "Dein Freiraum. Mein Lebensraum. Verantwortungsvoll in der Natur unterwegs". Auch der Alpenverein ist dabei. Wir werden uns im Februar zusammensetzen. Gerade die Kletterer, Monutainbiker und Downhiller sind an unserem Berg ein großes Thema. Wir versuchen, den Menschen unser Lebensraumkonzept nahezubringen, allerdings auf freiwilliger Basis. Insofern widersprechen wir ein bisschen dem Beschluss von 1984.
Wir setzen nicht in erster Linie auf Verbote, sondern wollen aufklären, informieren und die Leute dazu bringen, auf den Wegen in den Zonen zu bleiben, die für die Freizeitnutzung vorgesehen sind. Die wenigen Bereiche für das Wild wollen wir reservieren.
Von daher ist es für uns wichtig, dass die Bergwaldoffensive weiterhin finanziell entsprechend ausgestattet wird. Es gibt nicht nur Burgberg, sondern viele weitere Gemeinden im Allgäu.

 

Quelle (4. Februar 2015):

https://www.oejv-bayern.de/onlineshop/brosch%C3%BCren-faltbl%C3%A4tter/bergwaldbrosch%C3%BCre/

Dieser Blogbeitrag entspricht dem Stand vom 26. Oktober 2022.